Kapelle Mariä Schmerzen - Friedrichsthal
Kapelle "Zur schmerzhaften Gottesmutter Maria"
Seit Juli 1976 gehört die Kirchengemeinde Friedrichsthal mit seiner neugotischen, in den Jahren 2000–2001 sanierten Friedhofskapelle zu der Pfaffenwiesbacher Kirchengemeinde.
Die Kapelle ist der "schmerzhaften Gottesmutter Maria" geweiht; das Patrozinium ist also am 15. September (Gedenktag der Schmerzen Marias). Gedacht ist hierbei an die Darstellung der 13. Kreuzwegstation. Als nämlich Maria ihren Sohn Jesus nach der Abnahme vom Kreuz im Schoß hält, erfüllt sich die Weissagung des greisen Simeon bei der Darstellung Jesu im Tempel an Maria: "Dir aber wird ein Schwert durch die Seele dringen." (Lk 2,35). So erweist sich Maria als solidarisch und mitfühlend mit allen, die leiden oder trauern...
Öffnungszeiten
Die Kapelle ist in der Regel nur zu den Gottesdienstzeiten geöffnet. Wer sie außerhalb der Gottesdienstzeiten zum Gebet aufsuchen möchte, kann sich an das Friedrichsthaler Küsterteam wenden.
Bau und Innenausstattung
Hochaltar
Wichtigstes Einrichtungsstück der Kapelle ist der neugotische Hochaltar unbekannter Herkunft (nach dem Hörensagen stammt er aus einem Kloster). Er war schon (allerdings in drei Einzelteilen) in der alten Friedhofskapelle aufgebaut und konnte in den Jahren 2002–2007 hauptsächlich durch Spenden der Friedrichsthaler Gemeindemitglieder restauriert werden.
E. Sommer aus Pfaffenwiesbach schnitzte im Jahr 2007 den kunstvollen Standfuß des Altarkreuzes, das ein Geschenk der damaligen Gemeindereferentin war. Auf dem linken Altarbild ist Maria, auf dem rechten der Hl. Josef mit einer Lilie (=> Reinheit) in der linken Hand zu sehen; beide stehen auf einer Wolke (leben also schon in der Gegenwart Gottes). Im Juli 2019 wurde noch das bis dahin fehlende obere Altarbild - passend zum Patrozinium Mariä Schmerzen - eingesetzt. Das Bild ist eine Kopie der 13. Station des alten Kreuzwegs der Kapelle ("Jesus wird in den Schoß seiner Mutter gelegt").
Die Tabernakelweihe fand im Dezember 2008 zusammen mit der Weihe des Altares statt.
Patronatsbild
Das Patronatsbild rechts unter der Orgelempore wurde im Februar 2007 aufgehängt. Es bildete in der früheren Marienkirche den linken Wandaltar.
Marienstatue
Die Marienstatue stand in der alten Marienkirche links des Altares auf einer gemauerten Konsole. Alter und Herkunft sind unbekannt.
Herz-Jesu-Statue
Die Herz-Jesu-Statue bildete in der früheren Marienkirche den rechten Wandaltar.
Orgel
Die Orgel, ein elektronisches Instrument der Fa. Kienle, stammt aus dem Jahr 1977, stand zuvor in der alten Marienkirche und wurde 2001 in der neuen Kapelle wieder aufgestellt. 17 Register verteilen sich auf 2 Manuale und Pedal; die Disposition ist neobarock.
Glocken
2001 wurden in der Kapelle zwei Glocken in einem neuen hölzernen Glockenstuhl übereinander gehängt, nachdem sie durch die Glockengießerfirma Petit & Edelbrock/Gescher aufeinander abgestimmt worden waren: die große oben (sie hing schon immer in dieser Kapelle, stammt aus dem Jahr 1950, war ein Geschenk von E. Maurer und trägt den Namen "Eva - Maria") und die kleine unten (sie stammt aus der früheren Marienkirche und war früher Dorfglocke am Hause Reitz). Beide Glocken werden heute durch eine Läutemaschine angetrieben.
Chronik
Anfänge
Nach einem Großbrand (1814), dem ein Großteil des Nachbardorfes Kransberg einschließlich des dortigen Pfarrhauses zum Opfer fiel, gründeten einige der nun obdachlosen Kransberger Bauern jenseits des Kurberges bei ihren Feldern im Holzbachtal ein neues Dorf und nannten es nach dem 1816 verstorbenen Herzog Friedrich von Nassau-Usingen „Friedrichsthal“. Die Friedrichsthaler waren wie die Kransberger katholisch, gehörten kirchlich weiterhin zur Pfarrei Kransberg und nahmen auch dort am kirchlichen Leben teil.
Die neugotische Friedhofskapelle
Im Jahr 1929 konnte zunächst auf einem von dem Friedrichsthaler J. Lauth gestifteten Grundstück ein Friedhof eingeweiht werden, auf dem in den beiden Folgejahren dann auch eine kleine Kapelle entstand. Diese Friedhofskapelle wurde in den Jahren 1947-50 nach einem Plan des Architekten Kutt aus Usingen in neugotisierenden Formen durch die Friedrichsthaler in Eigenleistung erweitert. Die Kapellenweihe erfolgte am 01.06.1950 durch Pfarrer Lorenz Happ aus Kransberg. Passend zu ihrer Lage auf dem Friedhof wählte man das Patrozinium „Zur schmerzhaften Gottesmutter Maria“ (oder kurz: „Mariä Schmerzen“): Gerade weil Maria selbst angesichts des Leidens und Sterbens ihres Sohnes unsägliches Leid erfuhr, ist sie solidarisch mit den Leidenden und Trauernden und darf gerade auch von ihnen in schwierigen Lebenssituationen um Fürsprache angerufen werden.
Die frühere Marienkirche
Da der Weg zum Gottesdienst nach Kransberg v.a. für die älteren Leute sehr beschwerlich war, erreichten die Friedrichsthaler nach einigen Kämpfen und Querelen, dass ein Priester die Hl. Messe auch regelmäßig sonntags zunächst in ihrer Friedhofskapelle feierte. Dies gab dem kirchlichen Leben vor Ort neuen Aufschwung, so dass – nach Vorplanungen ab 1959 – ab 1961 in der „Beckertstraße“ (oberhalb des Dorfes auf der Südseite des Holzbachtales) eine neue Marienkirche in Eigenleistung gebaut und schließlich 1962 durch Pfarrer Lorenz Happ aus Kransberg eingeweiht werden konnte. Als 1976 die Neueinteilung der zivilen Stadt– und Gemeindegrenzen im Usinger Land erfolgte, wurde die Gemeinde Friedrichsthal der Pfarrei Pfaffenwiesbach zugeordnet und seitdem von dort aus seelsorglich mitbetreut. Bei einer Besichtigung der Marienkirche im Jahr 1993 anlässlich einer zu planenden Innenrenovierung stellte man einen sehr schlechten baulichen Zustand des Gebäudes fest. Bei einem weiteren Treffen der Verantwortlichen am 22.02.1994 wurde dann deutlich, dass sich eine Renovierung wegen der überhöhten Kosten nicht mehr rentiert, dass aber auch eine Erweiterung der (inzwischen zivilgemeindeeigenen) Friedhofskapelle aufgrund deren ebenso schlechten baulichen Zustands (unzureichende Isolierung, Statik und Fundamentierung) nicht in Frage kam. Also wurde ein Kirchenneubau auf dem Friedhof — ein quadratischer Bau mit Walmdach und spitzem Glockenturm in der Dachmitte – ins Auge gefasst. Das Projekt blieb jedoch (auch aufgrund des Widerstands der Zivilgemeinde) liegen. Im Jahr 1998 nahm man dann nochmals Anlauf zu einer (finanziell etwas abgespeckten) Renovierung der Marienkirche, wobei zeitweise sogar erwogen wurde, den freistehenden Glockenturm der alten kath. Kirche in Neu-Anspach (dort war inzwischen auch ein Kirchenneubau projektiert) zu übernehmen. Die Verhandlungen zwischen Kirchengemeinde und Bischöflichem Ordinariat gestalteten sich jedoch schwierig und langatmig.
Die Sanierung der Friedhofskapelle und die Umnutzung der Marienkirche
Doch setzte schließlich das Bischöfliche Ordinariat trotz Friedrichsthaler Widerstands, der auf zwei Bürgerversammlungen (am 22.09. und am 19.10.1999) deutlich zum Ausdruck kam, dann doch einen Umbau der alten Friedhofskapelle durch. Der Hauptgrund war wohl, dass es rentabler und verantwortbarer schien, zukünftig nur noch ein einziges Kirchengebäude in Friedrichsthal und zwar in Kooperation zwischen Kirchen– und Zivilgemeinde zu unterhalten. Nach der öffentlichen Präsentation des Projekts (am 05.04.2000) erbrachten einige Friedrichsthaler erneut erhebliche Eigenleistungen in Form von ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen (einschließlich diverser Kanal– und Stromverlegungsarbeiten). Die Umbau-, Erweiterungs– und Renovierungsarbeiten begannen am 18.09.2000: Errichtung eines Sakristeianbaus mit Toilettenanlage, Einzug einer neuen Orgelempore, Vermauerung einer Tür und Wiedereinsetzung eines Fensters auf der Ostseite, Einzug eines „Stützkorsetts“ aus Holz im Kircheninneren aus statischen Gründen... Eine ursprünglich vor der Kirche geplante Aufbewahrungshalle wurde nicht verwirklicht. Die alte Kircheneinrichtung (Bänke, Ambo, Orgel, Statuen, Bilder) übernahm man weitgehend, das Kirchengerät wurde in einer Prozession überführt. Der alte, sehr große Altarstein erfuhr eine filigrane Umarbeitung; die Glocken stimmte man aufeinander ab und hängte sie beide übereinander im Turm der umgebauten Kapelle wieder auf. Nur das große, von einer Friedrichsthaler Familie gestiftete alte Altarwandkreuz, musste man aus Platzgründen auslagern. Der letzte Gottesdienst in der Marienkirche fand am 12.12.2001 statt, die feierliche Altarweihe in der neuen Kirche durch H. Wanka am 15.12.2001. Die Marienkirche in der Beckertstraße wurde an einen Privatmann verkauft; aus ihr ist Wohnraum entstanden. Für den stark beschädigten neugotischen Altar, der zuvor in der alten Friedhofskapelle aufgestellt war, gelang in den Jahren 2002-2007 eine Ergänzung und Renovierung durch eine Firma in St. Wendel (Saarland) - finanziert v.a. durch Friedrichsthaler Spenden. Die Tabernakelweihe fand am Kirchweihtag 2008 statt.
Die Friedrichsthaler Gemeinde heute
Auch wenn wie fast überall auch in Friedrichsthal ein Rückgang des kirchlichen Lebens zu spüren ist und z.B. seit 2000 die Friedrichsthaler Frauengruppe ruht, zeigen sich durchaus auch Neuansätze: Die Senioren werden durch liebevoll betreut und Friedrichsthaler Frauen und Männer sorgen sich liebevoll um den Küsterdienst, den Lektoren– und Kommunionhelferdienst, den Blumenschmuck in der Kirche etc. Das Pfarrbriefprojekt (2020) hat in Friedrichsthal großen Anklang gefunden. Freitags hat die Friedrichsthaler Gemeinde regelmäßig eine Heilige Messe in ihrer Kapelle.